von Sandra Strehle
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28. Mai 2025
22/2025 Warum du dein Manuskript nicht einfach nur überarbeiten, sondern professionell lektorieren lassen solltest Du hast dein Manuskript fertig geschrieben, monatelang (oder jahrelang) an Figuren gefeilt, Dialoge geschliffen und Kapitel neu sortiert. Es war ein Kraftakt – und du bist zu Recht stolz. Doch bevor du den Roman veröffentlicht oder an einen Verlag schickst, kommt ein entscheidender Schritt: das Lektorat. Nicht das Korrektorat, das Rechtschreibfehler tilgt. Sondern ein echtes, tiefgreifendes Lektorat, das dein Werk unter die Lupe nimmt – und aus einem guten Text einen packenden Roman macht. In diesem Beitrag zeige ich dir ausführlich, welche Schritte beim Romanlektorat wichtig sind, warum sie nötig sind, und wie sich ein fundiertes Lektorat schrittweise aufbaut. Was ist ein Romanlektorat – und was ist es nicht? Ein Lektorat prüft Inhalt, Struktur, Stil und Dramaturgie deines Romans. Es stellt Fragen wie: Funktioniert die Handlung? Sind die Figuren glaubwürdig und vielschichtig? Fesselt der Text – oder verliert man sich in Langeweile? Ein Korrektorat hingegen kümmert sich um Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik. Das ist wichtig – aber erst nach dem Lektorat. Denn warum sollte man Tippfehler korrigieren, wenn ganze Szenen später noch rausfliegen? Logikfehler, Plotlöcher und Inkonsistenzen – Wenn die Geschichte sich selbst widerspricht Ein häufiger Grund, warum Leser aus einem Roman aussteigen, sind Logikfehler – manchmal ganz subtil, manchmal offensichtlich. Im Lektorat sprechen wir in solchen Fällen von inhaltlichen Inkonsistenzen, Plotlöchern oder schlicht von Unplausibilitäten. Gemeint sind Situationen, in denen die Handlung nicht mehr glaubwürdig erscheint oder sich selbst widerspricht. Ein typisches Beispiel: Eine Figur hat im ersten Drittel panische Höhenangst – und steht drei Kapitel später plötzlich gelassen auf einem Hochhausdach, ohne dass diese Veränderung erklärt oder vorbereitet wird. Oder ein wichtiges Objekt, das im dramatischen Höhepunkt fehlt, taucht kommentarlos wieder auf. Auch Zeitverläufe, die nicht aufgehen („Der Mord geschah um Mitternacht – aber die Hauptfigur sah ihn schon am Nachmittag“), gehören in diese Kategorie. Ein gutes Lektorat spürt solche Brüche zuverlässig auf. Es stellt Fragen wie: Passt dieses Verhalten zur Figur? Ist die Reihenfolge der Ereignisse schlüssig? Wird erklärt, wie etwas geschieht – oder erwartet der Text einfach, dass man es schluckt? Es ist daher empfehlenswert, das Manuskript nicht als Autor:in oder Autor zu lesen, sondern wie ein kritischer Leser. Lektoren lesen die Geschichte auf ihre eigene, intensive Art und Weise. Sie achten dabei kritisch auf jedes Detail: Wo hake ich? Was verwundert mich? Wo sage ich: Das kann nicht sein! Genau hier beginnt die Arbeit des Lektorats – und die Chance, deine Geschichte überzeugender zu machen. Die Grundpfeiler eines fundierten Lektorats Einige der bedeutendsten Autoren von Schreibratgebern ist Hans Peter Roentgen. Er macht in seinen Büchern deutlich: Ein Lektorat beginnt nicht beim ersten Satz, sondern bei der zentralen Frage: Was willst du erzählen – und warum sollte das jemanden interessieren? Daraus leitet sich die Struktur eines durchdachten Lektorats ab. Die folgenden Punkte orientieren sich an seinen Empfehlungen, ergänzt durch eigene Erfahrungen aus der Praxis: Was ist der Konflikt? – Der Kern deiner Geschichte Die erste Frage, die du als allererstes in deine "Checklisten für Autoren" aufnehmen solltest ist: Was ist der zentrale Konflikt deiner Geschichte? Ein Lektorat überprüft: Gibt es einen klaren inneren oder äußeren Konflikt? Wird er früh eingeführt und konsequent durchgezogen? Gibt es ausreichend Widerstände, Wendepunkte, Entwicklungen? Beispiel: Ein Roman beginnt mit einer Frau, die ein Café eröffnet. Nett – aber kein Konflikt. Wenn dieselbe Frau sich gegen einen Immobilienhai behaupten muss, der das ganze Viertel aufkauft – dann entsteht Spannung. Figurenanalyse – Wer will was, und warum? Eine Geschichte lebt von ihren Figuren – nicht von der Handlung allein. Leser:innen folgen keiner abstrakten Idee, sondern Menschen mit Zielen, Schwächen, Entscheidungen. Deshalb beginnt jedes gründliche Lektorat mit der Frage: Was will die Hauptfigur – und was hindert sie daran, ihr Ziel zu erreichen? Nur wenn Figuren glaubwürdig handeln, emotional berühren und sich im Lauf der Geschichte weiterentwickeln, entsteht echte Tiefe. Ein Lektorat hilft dabei, deine Charaktere nicht nur zu beschreiben, sondern lebendig werden zu lassen. Jede Hauptfigur sollte: ein klares Ziel haben Hindernisse überwinden müssen sich im Laufe der Geschichte verändern Ein gutes Lektorat analysiert: Ist die Hauptfigur aktiv oder nur Reagierende? Haben Nebenfiguren eigene Motive oder sind sie nur Staffage? Verändert sich die Hauptfigur glaubhaft? Beispiel: Eine Heldin, die zu Beginn schüchtern ist und am Ende den Mut findet, gegen ihre Chefin aufzubegehren, hat eine Entwicklung durchlaufen – wenn diese nachvollziehbar erzählt wird. Spannungsbogen – Wie hältst du den Leser im Text? Ein Roman kann sprachlich brillant und inhaltlich originell sein – doch ohne Spannung verliert er seine Leser. Spannung bedeutet nicht nur Action oder Thriller-Tempo, sondern vor allem: die ständige Frage, wie es weitergeht. Ein gutes Lektorat prüft, ob deine Geschichte diesen Sog entwickelt – ob jede Szene Neugier weckt, Wendepunkte gut gesetzt sind und der Rhythmus zwischen ruhigen Momenten und dramatischen Höhepunkten stimmt. Denn nur wenn dein Roman emotional mitreißt, bleiben Leser bis zur letzten Seite dabei. Ein Lektorat prüft: Gibt es eine durchgehende Spannung? Ist das Pacing stimmig – also das Wechselspiel zwischen ruhigen und dramatischen Momenten? Gibt es einen „Sog“, der zum Weiterlesen animiert? Lektoren Tipp : Jede Szene sollte eine neue Frage aufwerfen – damit der Leser nicht aufhören kann zu lesen. Beispiel: Ein Kapitel endet mit: „Was sie auf dem Bildschirm sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.“ – Besser als: „Dann schaltete sie den Laptop aus und ging ins Bett.“ Szenenstruktur – Hat jede Szene einen Sinn? Ein Roman besteht aus vielen Einzelszenen – aber nicht jede Szene verdient es, im Buch zu bleiben. Oft schleichen sich Passagen ein, die zwar gut geschrieben sind, aber die Handlung nicht voranbringen oder keine neue Information liefern. Ein professionelles Lektorat stellt deshalb gezielt die Frage: Erfüllt diese Szene eine Funktion? Zeigt sie eine Entwicklung, verschärft sie den Konflikt oder bringt sie die Figur näher ans Ziel? Wenn nicht, gehört sie überarbeitet, gestrafft – oder gestrichen. Denn jede Szene sollte einen klaren Beitrag zur Geschichte leisten. Lektoren raten: Schreib keine Szenen, weil du sie hübsch findest. Schreib sie, weil sie notwendig sind. Ein Lektorat fragt: Treibt diese Szene die Handlung voran? Zeigt sie etwas Neues über Figuren oder Konflikte? Kann sie gekürzt, zusammengelegt oder gestrichen werden? Beispiel: Zwei Freundinnen treffen sich zum Kaffee und reden über das Wetter = streichen. Zwei Freundinnen treffen sich, und eine lüftet das Geheimnis, dass ihr Freund ein Doppelleben führt = behalten. Erzählperspektive und Stil – Wer erzählt wie? Ein häufig unterschätzter Punkt: Wer erzählt eigentlich die Geschichte – und aus welcher Perspektive? Die Perspektive entscheidet, wie nah Leser:innen am Geschehen sind – und wie tief sie in Figuren eintauchen können. Gleichzeitig prägt der Stil die Atmosphäre des gesamten Romans. Ein Lektorat prüft daher nicht nur, aus wessen Sicht erzählt wird, sondern auch, ob diese Sicht konsequent durchgehalten wird und zur Geschichte passt. Ebenso wichtig ist der sprachliche Ausdruck: Ist der Ton stimmig? Wirkt der Text lebendig oder gestelzt? Nur wenn Perspektive und Stil ineinandergreifen, entsteht ein stimmiges, mitreißendes Leseerlebnis. Lektorat prüft: Ist die Perspektive konsequent? (Kein wildes Hin- und Herspringen) Passen Ton, Wortwahl und Stil zur Figur und zum Genre? Gibt es Füllwörter, Klischees, Worthülsen, leere Adjektive? Beispiel für einen Perspektivfehler – Die Szene ist aus Maries Sicht geschrieben: Marie betrat den Raum und sah sich nervös um. Ihre Hände zitterten, als sie nach dem Lichtschalter tastete. Sie hatte Angst vor dem, was sie finden würde. Doch dann folgt plötzlich dieser Satz: Hinter dem Vorhang hielt Tom den Atem an. Er wusste, dass sie ihn nicht entdecken durfte. Warum ist das ein Fehler? Maries Perspektive ist eine personale Sicht – sie kann nicht wissen, was Tom hinter dem Vorhang denkt oder fühlt. Diese Information gehört in Toms Kopf, nicht in ihren. Der Perspektivwechsel passiert abrupt und unmotiviert, was Leser*innen verwirrt und aus dem Text reißt. Ein Lektorat macht auf solche Brüche aufmerksam und hilft, sie stilistisch sauber zu lösen – etwa durch Szenentrennung oder eine neutrale Erzählsituation. Beispiel für Stilfehler: „Er war wütend.“ – Zeigen ist besser als sagen: „Seine Hände ballten sich zu Fäusten, während er versuchte, ruhig zu atmen.“ Dialoge – Natürlich oder hölzern? Gute Dialoge sind mehr als gesprochene Worte – sie offenbaren Charakter, erzeugen Spannung und treiben die Handlung voran. Doch allzu oft klingen sie künstlich, erklärend oder austauschbar. Ein Lektorat prüft, ob deine Figuren wirklich sprechen wie Menschen – oder wie Autor*innen, die etwas mitteilen wollen. Dabei geht es um Sprachrhythmus, Individualität, Subtext und Wirkung. Denn lebendige Dialoge ziehen Leser*innen mitten ins Geschehen – während hölzerne sie sofort aus der Geschichte reißen. Lektoren fragen provokant: Würden echte Menschen das sagen? Ein Lektorat erkennt: Klingen die Figuren individuell oder alle gleich? Tragen Dialoge zur Handlung bei? Wird zwischen den Zeilen gesprochen (Subtext)? Beispiel: „Ich bin sehr traurig, weil du mich betrogen hast“ = platt. „Du hast also wirklich gedacht, ich würde das nie erfahren?“ = spannender, emotionaler. Anfang und Ende – Der erste Eindruck zählt Lege großen Wert auf einen starken Romanbeginn – und auf ein befriedigendes Ende. Der erste Satz entscheidet, ob Leser:innen weiterlesen. Der letzte, ob sie dein Buch in guter Erinnerung behalten. Anfang und Ende sind die beiden Pole deiner Geschichte – sie rahmen das Leseerlebnis. Ein Lektorat legt deshalb besonderen Wert darauf, ob der Einstieg fesselt und ob das Finale überzeugt. Wird direkt Spannung aufgebaut? Gibt es am Ende eine emotionale oder gedankliche Wirkung? Nur wenn beides stimmig ist, bleibt dein Roman auch nach der letzten Seite im Kopf. Das Lektorat schaut auf: Erste Seite: Macht sie neugierig? Führt sie direkt ins Geschehen? Letzte Seite: Löst sie zentrale Konflikte auf? Hinterlässt sie Wirkung? Beispiel für einen packenden Start: Nicht: „Marta erwachte wie jeden Morgen.“ Sondern: „Als sie die Nachricht auf dem Anrufbeantworter hörte, wusste Marta: Heute wird alles anders.“ Zielgruppe und Genre – Kennst du deine Leser? Ein guter Roman kennt seine Leserinnen und Leser: Ein Roman funktioniert dann am besten, wenn er die Erwartungen der Leserinnen und Leser trifft – oder bewusst mit ihnen spielt. Dafür musst du wissen, für wen du eigentlich schreibst und welche Konventionen dein Genre mit sich bringt. Ein Lektorat hilft dabei zu prüfen, ob Ton, Tempo, Figuren und Dramaturgie zu Zielgruppe und Genre passen – und ob dein Buch sich klar positioniert oder zwischen den Stühlen sitzt. Nur wer seine Leser kennt, kann sie auch wirklich erreichen. Das Lektorat prüft: Wird das Genre getroffen (z. B. Krimi, Romance, Fantasy)? Entspricht der Aufbau den Erwartungen? Gibt es Alleinstellungsmerkmale, die das Buch aus der Masse heben? Beispiel: Ein Krimi ohne Leiche? Geht – aber dann braucht es ein anderes, starkes Spannungselement. Die Rückmeldung – konkret, ehrlich, lösungsorientiert Ein Lektorat ist keine Liebeserklärung an dein Buch – sondern ein Werkzeugkasten. Ein gutes Lektorat lebt nicht von pauschaler Kritik, sondern von klarer, fundierter Rückmeldung. Es benennt Schwächen nicht, um zu entmutigen – sondern um Entwicklungspotenzial sichtbar zu machen. Dabei ist der Ton entscheidend: wertschätzend, ehrlich, professionell. Eine hilfreiche Rückmeldung zeigt nicht nur was nicht funktioniert, sondern auch wie es besser gehen könnte – mit konkreten Vorschlägen, Fragen und Beispielen. Mein Statement: Autorin und Lektorin sollten keine Gegner sein, sondern ein kreatives Team. Wenn beide an einem Strang ziehen, entsteht eine Synergie – und genau daraus kann ein Manuskript wachsen, das wirklich überzeugt. Die Rückmeldung erfolgt: strukturiert (z. B. mit Checklisten, Kommentaren, Szenenbewertung) ermutigend, aber ehrlich mit konkreten Vorschlägen zur Verbesserung Dabei kann folgende Feedback-Strategie helfen: Lektoren sagen nie nur: „Das ist schlecht“, sondern immer: „Wie wäre es, wenn du stattdessen …?“ Lektorat ist Handwerk, kein Bauchgefühl Ein professionelles Lektorat sieht, was du nicht mehr siehst: Strukturelle Schwächen, Wiederholungen, fehlende Spannung – aber auch die Stärken deines Romans. Ein gutes Lektorat ist kein Eingriff in deine Stimme – sondern eine Einladung, sie klarer und kraftvoller zu machen. Du hast einen Roman geschrieben – und willst, dass er sein volles Potenzial entfaltet? Dann findest du auf meiner Website zwei Angebote, die dich weiterbringen: 👉 Kleines Lektorat : Im kleinen Lektorat überarbeite ich dein Manuskript in einem Durchgang sowohl inhaltlich als auch stilistisch. Deine Geschichte gewinnt an Ausdrucksstärke und kann sich vollends entfalten. 👉 Großes Lektorat : Das große Lektorat beinhaltet zwei Bearbeitungsdurchgänge. Im ersten Durchgang beginne ich mit der inhaltlichen Struktur. Nachdem deine Überarbeitung beendet ist, schleife ich im zweiten Durchgang intensiv am Stil, damit für dich ein perfektes Meisterwerk entsteht. 📩 Schau gleich vorbei – und bring deinen Roman auf Erfolgskurs! www.tami-leysing.com/lektorat